Haushaltsentwurf der Stadt Hilden

Kim Jäger

Ein Kommentar von Kim Jäger, Mitglied des OV Hilden,

zu den Einsparplänen der Stadt Hilden.

Am 16.09. veröffentlichte die Rheinische Post einen Artikel zum Entwurf des neuen Hildener Haushaltsplans.

Dabei stellt sie heraus: "Wo sind die größten Einsparungen vorgesehen? Im Dezernat von Sönke Eichner, zuständig für Schule, Sport, Soziales, Integration und Kultur."

Es ist ein sich ständig wiederholendes Muster, dass die größten Kürzungsansätze bei den Schwächsten gemacht werden. Und nicht nur das. Insbesondere diese Bereiche sind diejenigen, die wir während der Coronapandemie am heftigsten vermissen mussten. Entgegen der Pläne müsste das Gegenteil geschehen: Mehr Mittel für Schule und Ganztag um Verpasstes aufzuholen und das soziale Miteinander der Kinder zu fördern. Insbesondere eine Förderung derer, die als "Corona-Verlierer" gelten: Kinder aus armen Familien, mit erschwertem Zugang zu digitalen Geräten, Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund und Kinder mit Behinderungen. Der Bewegungsmangel der letzten 1,5 Jahre müsste mit intensiven Sportangeboten ausgeglichen werden. Es müsste wieder Raum für Begegnung, Austausch und Kultur geschaffen werden. Menschen, die seit der Pandemie isoliert sind, müssten zurück in unsere Mitte gebracht werden.

Wenn die Stadt Hilden sagt, man wolle ggf. den Abi wieder selbst übernehmen, bedeutet das letztendlich vermutlich nur, dass städtische Mitarbeiter von bestehenden Angeboten abgezogen und an den Abi versetzt werden. Neue Kräfte werden dazu wohl kaum eingestellt.
Selbiges gilt für das Jugend- und Kulturzentrum Area 51. Hier wurde 2016 die Veranstaltungsplanung aus den Händen der Honorarkraft P. Brack und seinen Ehrenamtlichen genommen und als neues Kerngebiet der städt. Angestellten etabliert. Angestellte, deren eigentliche Aufgabe es sein sollte, Jugendarbeit vor Ort zu leisten. Nun ist in Überlegung, den Bereich der Jugendarbeit komplett aufzugeben und Mitarbeiter ins Stadtzentrum zu verlegen - wo das Jueck (ehm. Teestube) 2013 abgerissen wurde. Hier entsteht der Eindruck, Mitarbeiter der Jugendarbeit sollen verlagert werden, um zusätzliche Aufgaben zu übernehmen, die sich eigentlich aus dem Bereich Schule ergeben.

In einer Stellungnahme am 27.09.21 stellt die Stadt Hilden nochmal klar, dass das Area 51 nicht gänzlich geschlossen werden soll. Die Aussage, die Jugendlichen müssten derzeit aus dem Süden bis zum Area 51 reisen um ein Jugendzentrum zu besuchen, ist jedoch unsinnig. Immerhin bietet der Süden den Jugendtreff am Weidenweg. Für die Jugendlichen im Norden fällt aber das einzige Jugendzentrum weg, der Abi ist nicht für ihr Alter ausgelegt. Was genau die Stadt mit einem Erhalt als "Veranstaltungsort" meint, wird nicht klar. Sinnvoll wäre eine Erweiterung der Angebote über den Jugendbereich hinaus, ähnlich eines Stadtteiltreffs, und eine Anpassung des Konzeptes, um das Jugendzentrum wieder attraktiv zu gestalten. Dies wäre aber eher mit mehr als weniger Kosten verbunden.
Ganz zu Schweigen davon, dass der Hildener Westen über keinerlei Angebote für Kinder, Jugend und Kultur verfügt.

Falls das Angebot der Stadt, den Sportvereinen weiterhin die Hallen und Plätze kostenlos zu überlassen, gleichbedeutend mit dem damaligen Angebot an den nostromo livesoundz e.V. im Area 51 ist, heißt das nicht, dass die Vereine keinerlei Kosten durch die Nutzung haben. Dem ehrenamtlichen Verein standen damals plötzlich hohe Kosten für Technik- und Veranstalterversicherung an, die zuvor durch umfassende städtische Verträge gedeckt waren. Wie es konkret bei den Sportvereinen aussieht, ist nicht öffentlich bekannt. Aber das Erlassen von Miete ist noch lange keine Förderung.

Die Stadt Hilden muss aufhören, an den Bereichen zu sparen, die unser Zusammenleben ausmachen. Nicht allen Hildenern stehen die finanziellen Mittel zur Verfügung, die Kürzungen durch private Mitgliedschaften und Beiträge auszugleichen. Hier wird auf dem Rücken der Schwächsten gespart.

(Kim Jäger)
 

Nachtrag vom 29.09.21: Der Jugendtreff an der St.Konrad-Allee existiert leider auch nicht mehr. Daher wurde der entsprechende Absatz gelöscht.

Nachtrag vom 01.10.21: Teile des Kommentars wurden gestern in der Rheinischen Post veröffentlicht, im Namen des Vereins nostromo livesoundz e.V.(i.L.), dessen Vorsitzende Kim war. Daraufhin kam viel spannendes und zustimmendes Feedback. Eine Rückmeldung wies jedoch darauf hin, dass die Mitarbeitenden des Abi wohl ganz glücklich über die Übernahme durch die Stadt wären, da seitens des jetzigen Trägervereins Einsparungen geplant waren, welche die Stadt wohl nicht umsetzen würde.