"Nein zur Nato - Nein zum Krieg"

Alexander Chudzik

Um 4.32 Uhr ging es los. Nach wochenlanger Vorbereitung fuhr der Sonderzug ,,Friedenslok“ vom Düsseldorfer Hauptbahnhof ab. Gestartet wurde um 0.51 Uhr in Münster. Als der Zug Nordrhein-Westfalen verließ, hatten sich rund 800 DemonstantenInnen eingefunden.

Erfahrungsbericht ,,Nein zur NATO - Nein zum Krieg“ -Demonstration am 04.04.2009 inKehl (und Straßbourg)Um 4.32 Uhr ging es los. Nach wochenlanger Vorbereitung fuhr der Sonderzug ,,Friedenslok“ vom Düsseldorfer Hauptbahnhof ab. Gestartet wurde um 0.51 Uhr in Münster. Als der Zug Nordrhein-Westfalen verließ, hatten sich rund 800 DemonstantenInnen eingefunden. Einen Platz zu finden wurde schwierig. Alle Passagiere waren frohen Mutes, dass man mit der Demonstration ein gutes und friedliches Signal setzen- und der Polizeimacht strotzen würde. Während der Fahrt wurden unzählige Flugblätter und Schriften verteilt. Die Stimmung war gut. Kurz vor Kehl hielt der Zug jedoch an. Die Fahrt ging nicht weiter. Die Polizei hatte den Zug nicht freigegeben, denn wir wären zwanzig Minuten zu früh in Kehl angekommen. Also mussten wir warten. Die Fahrt wurde erst fortgesetzt, nachdem sichergestellt werden konnte, dass wir in keinem Fall vor 10.45 Uhr Kehl erreichen. Kurz vor dem Kehler Bahnhof wurde uns mit einem Blick aus dem Fenster deutlich, dass das Polizeiaufgebot mit Sicherheit so groß wie angekündigt war. Ein riesiger Parkplatz war komplett mit Polizeiwagen und Wasserwerfen gefüllt. Nachdem wir in Kehl angelangt waren, sollten wir uns auf dem Bahnhofsvorplatz einfinden. Über uns hing ein riesiger Begrüßungsbanner für Sarkozy, Obama und Merkel. Ein Polizist begrüßte uns über einen Lautsprecher und versuchte uns zu vermitteln, welche Polizisten ansprechbereit seien und welche nicht. Auf dem Bahnhofsvorplatz war es genau ein Polizist mit blauer Weste; ,,Communicator“ genannt. Wir zogen, natürlich von der Polizei begleitet, zu der ersten Kundgebung. Zwar erreichten wir die Kundgebung pünktlich, doch der Moderator musste uns in unserem Tatendrang zurückweisen, denn es wurden Busse mit friedlichen DemonstrantInnen aufgehalten, zur Kundgebung zu gelangen. Während wir warteten, wurden uns die Sicherheitsauflagen bekannt gegeben. Wir durften weder sprinten noch laufen, keine Hunde mit uns führen, den PolizistInnen nicht näher als 1,50 Meterkommen, keine Transparente und Stöcke über drei Meter Länge besitzen und keine Staubwedel und Klobürsten (!) mitnehmen. Insgesamt dauerte es eine Stunde, bis die Busse endlich die Kundgebung erreichten. Unser Zeitplan war also schon überschritten worden, besonders unbequem für die DemonstrantInnen von der,,Friedenslok“, die auf den Plan angewiesen waren, da die Bahn wieder pünktlich um 18.30 Uhr zurück fahren sollte. Etwa um 12.30 Uhr startete die Demonstration. Alles blieb friedlich. Eine Stunde später blieb der Zug jedoch kurz vor der Europabrücke für ca. 30 Minuten stehen. Erst dann teilten uns die Polizisten mit, dass die Europabrücke gesperrt sei. Unruhe kam auf, es blieb dennoch friedlich. Als die DemonstrantInnen die Rauchwolken sehen konnten, war klar, was inStraßbourg passiert war. Irgendetwas brannte. Es kamen Gerüchte auf: ein Zollhaus und Barrikaden würden brennen.Wir warteten weiter. Etwa eine halbe Stunde später zog die Demonstration dann wieder in Richtung Bahnhof. Dann die Nachricht, die niemand hören wollte: Die DemonstrantInnen werden nicht überdie Europabrücke gelassen, die Brücke sei den gesamten Tag, aufgrund von Ausschreitungen in Straßbourg, gesperrt. Das war der Todesstoß für die gesamte Demonstration. Zwar blieb es auch nach der Nachricht friedlich, aber die Demonstration löste sich auf. Die TeilnehmerInnen strömten zum Bummeln auf die Einkaufspassage in Kehl. Nach langer Wartezeit wurde wenigstens eine Abschlusskundgebung improvisiert, die jedoch die Enttäuschung über das Scheitern des Erreichens des Ziels Straßbourg nicht schmälern konnte. Um 17.00 Uhr wurde die Kundgebung beendet. Der Großteil der ,,Friedenslok“-FahrerInnen machte sich 1 ½ Stunden zu früh auf den Weg zum Zug. Auch die Rückfahrt war geprägt von allgemeiner Enttäuschung. Diese konnte jedoch weggetrunken werden, als im Gemeinschaftswagen eine Feier gestartet wurde. Schlussendlich hatten aber alle das Gefühl, dass es sich gelohnt hat, an dieser Demonstration teilgenommen zu haben.

Alexander Chudzik